Im Vorfeld musste der Landesverband auf die Schnelle ein neues Spiellokal für die Landesmeisterschaften finden, weil im ursprünglich geplanten Ausrichtungsort die vorgesehene Spielhalle nicht mehr zur Verfügung stand. Dies gelang dem Vorstand so geräusch- und reibungslos, dass viele Teilnehmer/-innen gar nicht merkten, dass Bad Oldesloe eine Ausweichlösung war. Wesentlicher Grund dafür war der Einsatz von Anja Yüksel, der Vorsitzenden des Schachvereins Bad Oldesloe, der es in kürzester Zeit gelang, nicht nur die Stadt zu motivieren, das Vorhaben zu unterstützen. Die Stadt stellte mit der Festhalle in der Ida-Ehre-Schule einen würdigen Rahmen dieser Meisterschaften und spendete darüber hinaus einen Sonderpokal. Anja sorgte mit ihrem Team für ein ständiges Catering mit täglich frischem Kuchen und erfreute an jedem Tag die Teilnehmer/-innen mit der Frage, wie viele Schachfiguren diesmal im „Figurenbrunnen“ lägen. Der Dank, der bei der Eröffnungszeremonie vom Bürgermeister der Stadt Bad Oldesloe Jörg Lembke, vom Präsidenten des Landesschachverbandes Dirk Martens und vom Vorsitzenden des Kreissportverbands Stormarn Adalbert Fritz ausgesprochen wurde, war sehr verdient. Die Übergabe einer Urkunde für das 75-jährige Bestehen des Schachvereins Bad Oldesloe durch den Kreissportverband rundete dieses positive Bild ab.
Zum Schachlichen: In sieben Spielklassen kämpften 103 Mädchen, Jungs, Frauen und Männer um Meisterschaft, Auf- und Abstieg, wobei die Meisterklasse natürlich im Mittelpunkt des Geschehens stand. Aufgrund der ELO-Zahlen galten im Vorwege Holger Hebbinghaus (Doppelbauer Kiel), Marco Frohberg und Ullrich Krause sowie der Titelverteidiger Tom Linus Bosselmann (alle Lübecker SV) als Favoriten. Es entwickelte sich ein spannendes und abwechslungsreiches Turniergeschehen. In der siebten und letzten Runde kam es zum Endspiel des „Altmeisters“ FM Ullrich Krause gegen den „Jungstar“ und Titelverteidiger Tom Linus Bosselmann, der mit einem halben Punkt Vorsprung in dieses Match ging. Allzu lange dauerte dieses Endspiel nicht. Tom Linus konnte leichte Vorteile erzielen und ein Remis anbieten, das gerne angenommen wurde. Mit 5 Punkten wurde der alte auch der neue Meister Schleswig-Holsteins!
Hinter ihm wurde erbittert um die Plätze gerungen. Die fünf Nächstplatzierten erzielten alle 4,5 Punkte. Von ihnen spielte nur Ulli remis, die anderen gewannen ihre Endrundenpartie. Am spannendsten verlief die Partie Holger Hebbinghaus gegen Kaloyan Popvasilev (SV Bargteheide). Schließlich entstand ein Endspiel in dem der Führer der schwarzen Steine verhindern musste, dass der gegnerische König das Umwandlungsfeld h1 erreichen würde. Dies gelang Kaloyan in der letzten laufenden Partie dieser Meisterschaften. Kurz vor 15 Uhr gab sein Gegner auf und Kaloyan sicherte sich mit der besten Zweitwertung die Vizemeisterschaft. Hinter ihm kamen Taron Khachatryan (TURA Harksheide), FM Ullrich Krause (LSV), Levi Malinowsky (LSV), Hartwig Porth (SV Bargteheide) und Niklas Callsen (Doppelbauer Kiel) auf die Plätze.
Der zweite Meistertitel wurde in der Klasse der Senioren A vergeben. Hier wurde IM Sergey Salov (Lübecker SV) letztendlich seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit 5 Punkten. Während des gesamten Turniers stets um Vorteil kämpfend, stimmte er gerade in der letzten Runde relativ schnell einem Remis zu. Damit hätte Dr. Holger Ohst (Husumer SV) ihn durchaus noch überflügeln können. Mit den schwarzen Steinen spielend, ergab sich gegen Prof. Dr. Mentlein (LSV) aber keine siegverheißende Variante. Das Remis brachte Holger punktgleich mit dem Sieger die Vizemeisterschaft. Hinter diesen beiden „liefen“ Thomas Tönniges (SV Bad Schwartau) und Manfred Haß (Sfr. Segeberg), beide 4,5 Punkte vor Hubert Wegemund (SK Norderstedt) mit 4 Punkten über die Ziellinie.
In der Senioren B konnte sich Marinco Marcic (Turm Reinfeld) mit 5,5 Punkten und einem halben Zähler Vorsprung durchsetzen. Die Überraschung dieser Klasse war Andreas Scheu (VfL Geesthacht), der als Rating-Vorletzter 5 Punkte erreichte und sich den zweiten Platz sicherte. Dieser Erfolg wird der Schachabteilung des VfL Geesthacht, die in den Corona-Wirren fast zum Erliegen kam, weiteren Auftrieb geben. Dritter wurde Rolf-Rüdiger Zechel (SK Kaltenkirchen) vor Michael Dinse (Turm Reinfeld) und Matthias Gödelt (SV Bad Oldesloe).
Die Vormeisterklasse brachte spannende Duelle zwischen den Favoriten und den mutmaßlichen Außenseitern. Auf der einen Seite stehen Bülent Saglam (Doppelbauer Kiel) und Alexander Haffner (Agon Neumünster) mit ELO-Zahlen von 2109 und 2053; auf der anderen Seite Yannick Fleischmann (Sfr. Segeberg) und Alexandra Mundt (LSV) mit 1839 und 1778. Schließlich konnte Bülent die Klasse mit 5,5 Punkten vor Yannick Fleischmann mit 5 Punkten gewinnen. Auf Platz 3 liefen Alexander und Alexandra mit je 4 Zählern punkt- und wertungsgleich ein. Beide steigen in die Meisterklasse auf, die Preise wurden geteilt und doch musste hier einmal das Los darüber entscheiden, wer den Pokal mit nach Hause nehmen durfte. Alexandra wählte die falsche Seite der Münze und Alexander bekam den Pokal!
Das Kandidatenturnier kam nur durch umfangreiche Vorarbeiten und gutes Zureden des Landesspielleiters Heiko Spaan zustande, nur so konnte er die Mindestteilnehmerzahl von acht Spieler-/innen sicherstellen. In diesem Turnier setzte sich der Vorletzte der Rangliste, Toshiya Aguike (Raisdorfer SG), eines der großen Talente unseres Verbands mit 6 Punkten vor Sönke Anders (TSV Hessenstein) und Stefan Ueckermann (Kieler SG) mit je 5,5 Punkte durch.
Das Hauptturnier war mit 23 Teilnehmer/-innen die zahlenmäßig stärkste Spielklasse. Auch hier hätte man den Sieger, Jaron Schindel (SV Bad Schwartau) mit 6 Punkten, im Vorwege nicht unbedingt hoch gewettet. Er setzte sich jedoch souverän und sicher durch vor drei Spielern mit 5 Punkten, Lukas Manz (SV Bad Schwartau), Manfred Luchs (Möllner SV) und Andreas Ferch (Sfr. Segeberg).
Im Basisturnier zeigten sich erste Erfolge der verstärkten Jugendarbeit des Ahrensburger TSV. Christian Frahm gewann bei sechs Siegen und einer Niederlage dieses Turnier deutlich. Sein Vereinskamerad Jacob Franke sicherte sich mit 5 Punkten den dritten Platz. Zwischen diese beiden schob sich mit 5,5 Punkten Tim Eichler (SV Bad Oldesloe), der damit den Sonderpokal der Stadt Bad Oldesloe gewinnen konnte. Auf den weiteren Plätzen folgten Lovis Karlinder (Schleswiger SV) mit 4,5 und Andrea Jordt (Vfl Geesthacht) mit 4 Punkten.
Glückwunsch an alle Sieger und Platzierten und für Tom Linus Bosselmann die besten Wünsche für die nächsten deutschen Meisterschaften.
Bei der abschließenden Siegerehrung wurde neben den vielen Pokalen, Geldpreisen und Gutscheinen für die Sieger und Platzierten auch dem SV Bad Oldesloe für sein 75-jähriges Bestehen durch Dirk Martens und Hendrik Niemöller (Vizepräsident) nochmals gratuliert und ein großer Präsentkorb mit reichlich „Schachutensilien für Körper und Geist“ überreicht.
Ein besonderer Dank geht an den Landesturnierleiter Heiko Spaan, der gewohnt sicher und souverän durch das Turnier geleitet hat sowie an den Hauptschiedsrichter Rüdiger Schäfer.
So findet eine Landeseinzelmeisterschaft ihr Ende, an der wenig Kritik geäußert wurde. Diese wollen wir nicht verschweigen, sie galt vor allem dem doch etwas ungewöhnlichem Termin dieser Veranstaltung und dem teilweise etwas verspätetem Hochladen der Ergebnisse und Paarungen ins Internet.
Für das kommende Jahr 2024 wird für die LEM übrigens noch ein Austragungsort gesucht
(Text: Rüdiger Schäfer)