Die schleswig-holsteinischen Landesmeisterschaften im Schach endeten in spannenden Schlussrunden, die teils noch für Überraschungen sorgten…

Meisterklasse

Alle waren gespannt auf das Leistungsvermögen des vielversprechenden Jugendtalentes Frederik Svane (Lübecker SV), der mit 3 ½ Punkten in der ersten Turnierhälfte auch gleich hervorragend startete. Nach einer Niederlage gegen seinen Vereinspräsidenten wurde es aber zäher und der Vorsprung schrumpfte soweit, dass Frank Schwarz (TSV Preetz) vor der Schlussrunde sogar mit einem halben Zähler mehr in das spannende Finish ging. Zudem zeigte Frederik Svane Nerven und kam mit einem glücklichen Remis in vermeintlicher Verluststellung gegen Torsten Noldt (Elmshorner SC) davon. Alles schien damit wie für Frank Schwarz gemacht, doch dann schlug die Stunde von SVSH-Präsident Ullrich Krause (Lübecker SV), der im ewigen Duell der Landesmeisterfavoriten diesmal als Nachziehender gegen den Preetzer siegreich blieb. So aber kam es zu einem Foto-Finish des am Ende punktgleichen Trios Frederik Svane, Ullrich Krause und Frank Schwarz, die allesamt auf 6 Punkte aus 9 Runden kamen. Und hier sprach die Wertung für den jüngsten Teilnehmer als Landesmeister. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg in bereits sehr jungen Jahren!

Auf Platz 4 landete mit einem halben Punkt Rückstand auf das Trio Zweitligaspieler Matthias Budzyn (SG Turm Kiel), der erst in der zweiten Turnierhälfte aufdrehte und die LEM mit sehr ordentlichen 5 ½ Punkten abschloss.

Die übrigen Meisterklassen-Teilnehmer Wolfgang Krüger (Möllner SV), Thilo Koop (Lübecker SV), Dustin Möller (Eckernförder SC), Marco Frohberg (Lübecker SV) und Friedrich Müller (SV Bad Schwartau) starteten auch allesamt mit ersten zählbaren Erfolgen in die beiden Auftaktrunden, doch danach nahm das Turnier für sie recht unterschiedliche Verläufe…

Während Frohberg in der Auftaktrunde ein Sieg gegen Schwarz gelang, dann aber eine Durststrecke folgte, kamen Koop und Möller zunächst auf 2 Punkte im ersten Turnierdrittel. Auch Müller startete als Wertungsaußenseiter mit zwei Remisen in den ersten beiden Runden ordentlich, doch danach folgte gar nichts Zählbares mehr, so dass am Ende abgeschlagen der letzte Tabellenplatz zu Buche stand.

Torsten Noldt hatte nach 5 Runden ordentliche 50 %, doch dann folgte nur noch in der Abschlussrunde ein Remis gegen Frederik Svane, was am Ende den vorletzten Platz und die Rückkehr zu den Vormeistern bedeutete.

Der undankbare Platz des besten Absteigers wurde spannenderweise im direkten Duell zwischen Dustin Möller und Ex-Landesmeister Marco Frohberg ausgespielt und das Eckernförder Landesliga-Spitzenbrett erwischte dabei siegreich das bessere Ende für sich. Damit konnte Möller in der letzten Runde mit Frohberg noch die Plätze tauschen und den Abstieg des Lübeckers besiegeln.

Eines bleibt festzuhalten: an Spannung war der Turnierverlauf in diesem 10er-Feld der Meisterklasse kaum zu überbieten!

Vormeisterklasse

Bei den Vormeistern erwischten Frank Neumann (SC Agon Neumünster) und Heiko Rickert (Lübecker SV) mit jeweils 3 Auftaktsiegen im ersten Turnierdrittel einen Start nach Maß. Während Neumann seiner Rolle als Mitfavorit bis zum Turnierende gerecht wurde und am Ende mit 1 ½ Punkten Vorsprung die Vormeisterklasse gewann, erwies sich der weitere Turnierverlauf für Rickert weniger erfolgreich und er fiel noch auf den 5. Rang zurück, was aber immerhin noch ordentliche     5 Punkte bedeutete.

Zweiter in der Vormeisterklasse wurde nach dem eher verhaltenen Auftakt und Turnierverlauf Jan Haserodt (SC Fehmarn), der zunächst viele Remis erreichte und dann noch mit zwei Siegen in der zweiten Turnierhälfte den Takt erfolgreich erhöhen konnte. Punktgleich Dritter wurde Thorsten Cerny (SG Turm Kiel), der es wie der Fehmaraner ebenfalls auf 5 ½ Punkte brachte. Für alle drei bedeutet dies den Aufstieg in die Meisterklasse, herzlichen Glückwunsch zu diesen guten Leistungen! Platz 4 ging mit 5 Punkten an Dirk Moysich (Flensburger SK).

Als Mitfavorit in die Vormeistergruppe war sicherlich auch Altmeister Manfred Kröncke (SG Glückstaddt) gestartet, der aber in der zweiten Turnierhälfte arg einzustecken hatte und am Ende durch einen Schlussrundensieg noch knapp den Klassenerhalt erkämpfen konnte. Diesen erreichte auch Joachim Hoffmann (SK Doppelbauer Kiel), der ebenso wie Holger Jeschke (SC Schönberg) ebenfalls auf 4 Punkte kam. Doch Hoffmann hatte die bessere Wertung und so muss Jeschke trotz Punktgleichheit den Abstieg in die Kandidatenklasse antreten.

Begleitet wird er hierbei von Torsten Bahr (Eckernförder SC) mit 3 Punkten und von Josef Kollhoff (Kieler SG) mit 2 Punkten, der bei der letzten LEM ebenso wie Neumann den Aufstieg aus der Kandidatenklasse in die Vormeisterklasse schaffte.

Kandidaten

Bei den Vormeistern dürfen sich im kommenden Jahr die Aufsteiger aus den Kandidaten beweisen. Die Kandidatenklasse wurde mit 7 Punkten und einem Punkt Vorsprung auf die Konkurrenz von Stefan Kosanke (SV Bad Oldesloe) gewonnen. Silber und Bronze gingen in dieser Klasse an das Vereinsduo Jochen Henne und Dieter Kakoschke (beide SV Holstein Quickborn), die beide das Turnier mit guten 6 Punkten aus 9 Runden beendeten. Die beiden weiteren Aufstiegsplätze in die Vormeisterklasse erkämpften sich Uwe Jacobsen (Husumer SV), der es auf 5 ½ Punkte brachte und an das Jugendtalent Max Dörp (Lübecker SV), dem gegenüber Henrik Rulofs (SG Turm Kiel) bei Punktgleichheit von jeweils 5 Punkten die bessere Wertung zum Aufstieg reichte.

Vielversprechend war auch lange Zeit der Auftritt des Jugendtalentes Keyvan Farokhi (SK Doppelbauer Kiel), der in seinem Alter schon eine sehr abgeklärte und positionell reife Spielweise aufs Brett brachte. Mit 3 ½ aus 5 startete der junge Kieler furios, musste in der zweiten Turnierhälfte dann aber doch das eine oder andere Mal noch Federn lassen. Auf 4 ½ Punkte und damit genau 50 % kamen auch die Spieler Heiko Daum (Inselspringer SC Ratzeburg), Sören Koch (Itzehoer SV), Axel Haversick (SC Schönberg), Heiko Hencke (SK Kaltenkirchen), Jörg Bohner (Lübecker SV), Matthias Braun (Eckernförder SC) und Andreas Teska (Lübecker SV), die sich damit allesamt im gesicherten Mittelfeld der Kandidatenklasse platzierten.

Spannend war es auch im Abstiegskampf und mit dem Duell zwischen Hartmut Gabor (Lübecker SV) und Rüdiger Schäfer (SK Norderstedt) kam es dabei sogar zu einem direkten Duell um einen Abstiegsplatz. Hartmut Gabor konnte das Turmendspiel mit einem Mehrbauern gegen den Norderstedter Vereinsvorsitzenden nicht gewinnen und am Ende war es dieses Remis, dass mit einem hauchdünnen Wertungsvorsprung den Klassenerhalt für Rüdiger Schäfer bedeutete. Neben Schäfer und Gabor kam auch Michael Bielfeldt (SV Bad Schwartau) auf 4 Punkte, die aber nach schlechterer Wertung nicht zum Klassenerhalt reichten. Auf vier Punkte hätte auch noch der Autor dieses Berichtes kommen können, wenn er in Schlussrunde die vorteilhafte Position gegen Jörg Bohner verwertet hätte… Dies hätte dann dank besserer Wertung offensichtlich für den Klassenerhalt gereicht. Doch wie heißt es so schön: hätte hätte Fahrradkette… So blieb am Ende nur das quittieren eines gekippten Spiels, einer Niederlage und die Kenntnisnahme des Abstiegs in das Hauptturnier für Timo Bücker (Lauenburger SV) übrig. Ähnlich gut wie Bücker startete auch Dirk Schiller (SK Kaltenkirchen) ordentlich ins Turnier, der immerhin nach der ersten Turnierhälfte auf 50 % Ausbeute kam. Doch auch in der zweiten Turnierhälfte hatten beide einen ähnlichen Verlauf: sowohl für den Lauenburger als auch für den Kaltenkirchener lief zum Ende hin nichts mehr zusammen und beste Chancen konnten nicht mehr erfolgreich verwertet werden. So blieb für beide nur der Abstieg als Dritt- und Vorletzter.

Gespannt durfte man auch auf das Abschneiden des Jugendtalentes Anton Kroschel (Lübecker SV) sein, der in der Auftaktrunde gegen den späteren Turniersieger Kosanke nur denkbar knapp verlor und auch in den weiteren Runden durchaus beachtenswerte Partieanlagen aufzeigte. Doch eine lange Punkte-Rochade im ersten Turnierdrittel ist schwer aufzuholen und so zog sich das Turnier für das Lübecker Jugendtalent lang und zäh vor sich hin. Aber Kroschel wird wie auch Gabor, Bielfeldt, Bücker und Schiller im Hauptturnier sicherlich seine Chancen auf eine Rückkehr zu den Kandidaten bekommen.

Hauptturnier

Das Hauptturnier wurde gar erst während der Siegerehrung entschieden. Der Münzwurf sprach sich dann für die Jugendspielerin Alva Glinzner (Lübecker SV) gegenüber dem ansonsten absolut wertungsgleichen Karsten Weyland (Möllner SV) als Sieger aus. Dritter punktgleicher Spieler wurde mit ebenfalls 6 ½ Punkten Favorit Dr. Frank-Michael Wirries (Lübecker SV), der es aber auf eine etwas schlechtere Zweitwertung brachte. Die weiteren Aufstiegsplätze gingen an David Morawe (Möllner SV), der mit 4 aus 4 wie die Feuerwehr los startete und am Ende auf 5 ½ Punkte kam und den punktgleich auf dem fünften Aufstiegsplatz platzierten Helmut Schüler (SV Holstein Quickborn).

Senioren A

Bei den Senioren A rechneten wohl alle mit der erneuten Titelverteidigung von IM Sergej Salov (Lübecker SV), doch diesmal ging der Titel mit einem halben Zähler Vorsprung an Prof. Dr. Joachim Kornrumpf (TSV Preetz). Beide spielstarke Senioren blieben während der LEM ohne Niederlage, aber Salov gab ein Remis mehr ab. Der 3. Platz ging an Prof. Dr. Horst Mentlein (Lübecker SV), der gute 6 Punkte erkämpfen konnte und somit noch vor spielstarker Konkurrenz wie z. B. Joachim Neumann (SC Agon Neumünster) und Hans Adolf Dittmann (SK Doppelbauer Kiel) landete.

Senioren B

Das Feld der Senioren B wies mit insgesamt 34 durchgängigen Teilnehmern die größte Spieleranzahl einer Klasse auf. Das Turnier wurde eine sichere Beute von Hartmut Gehl (Kropper SC), der nach 7 Runden noch sensationelle 100 % Punktausbeute aufwies und nach zwei Remis mit insgesamt 8 aus 9 das Turnier beendete. Das bedeutete satte 1 ½ Punkte Vorsprung auf den Zweiten Bernd Möller (SV Bad Schwartau). Der dritte Rang ging an Dirk Wilhelm Brodowski (SV Eutin), der 6 Punkte erkämpfte.

Abschluss

Damit schließt sich der Rückblick auf die LEM in Ratzeburg, die sich durchaus als gelungen bezeichnen lässt. Es kam wenig bis gar kein Grund zu klagen auf, lediglich die Teilnehmeranzahl ließe sich für solch einen angenehmen Schach- und Urlaubsort sicherlich durchaus noch steigern.

Hoffen wir alle mal, dass sich zur LEM 2018, die aller Voraussicht nach in Bad Segeberg stattfinden wird, die Teilnehmeranzahl wieder nach oben korrigieren lässt. Der Vorstand des SVSH wird sich für die Zukunft sicherlich vermehrt darüber Gedanken machen, wie man eine derartige Teilnehmer-Steigerung erreichen kann.

Verbleibt an dieser Stelle nur noch allen schleswig-holsteinischen Schachfreunden und ihren familiären Angehörigen schöne Ostertage zu wünschen.