(Rüdiger Schäfer und Dirk Martens)
(Download mit Bildern und Tabellen)
Der Ratzeburger Schachclub Inselspringer von 1937 e. V. hat bereits zum 5. Male die Ausrichtung der Meisterschaft in der Zeit vom 23. bis zum 27. April übernommen. In der malerischen Inselstadt war die Lauenburgische Gelehrtenschule zum wiederholten Male Austragungsort und überzeugte mit der Aula als Spielsaal, einer Mensa, deren Köche am Donnerstag, Freitag und Samstag ein preisgünstiges Mittagessen bereitstellten und einem Bistro in dem laufend Kaffee, Kaltgetränke, Brötchen und Gebäck angeboten wurden. Das Team um den Vereinsvorsitzenden Carsten Ramm umsorgte die TeilnehmerInnen rührig und verantwortungsbewusst. Und auch der Kontakt zu Petrus klappte offensichtlich; durchweg fast nur Sonnenschein, so dass viele, natürlich erst nach Beendigung ihrer Partie, gerne am See entlang spazierten und sich dabei eine Kugel Eis gönnten. Dem Ausrichterteam sagen wir an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Der Landesturnierleiter, Heiko Spaan, hatte alle Turniere gut vorbereitet und leitete souverän den Spielbetrieb. Und wieder einmal ist festzuhalten, dass Schach „Alt“ und „Jung“ zusammenführt; der älteste Teilnehmer ist 92, der jüngste 13 Jahre alt. Trotz dieser sehr guten Voraussetzungen gab es natürlich auch wieder einige Kritikpunkte. So ist die TeilnehmerInnenanzahl im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gesunken. Und lediglich eine Frau wollte versuchen, die männliche Dominanz zu durchbrechen. Trotz Online-Anmeldung hielten es einige Spieler bedauernswerterweise nicht für nötig, sich rechtzeitig abzumelden, so dass der Turnierleiter bis kurz vor Schluss noch Gruppen umstellen musste. Für die Kandidatenklasse kamen nicht ausreichend viele Spieler zusammen, so dass diese in die Vormeisterklasse hochrückten. Der Landesverband hat aber schon reagiert, indem er auf dem letzten Kongress die Turnierordnung änderte und in der Ausrichtung nun fast völlig frei ist. Er wird voraussichtlich von dem starren Klassensystem abrücken und sammelt noch gute Ideen für neue Formate und Austragungsbedingungen. Wenn ihr gute, ergänzende Ideen habt, teilt sie bitte unserem Vorstand mit! Mal sehen, welcher Turniermodus in den kommenden Jahren in Quickborn 2026 und Eckernförde 2027 zum Tragen kommt (siehe Protokoll vom Kongress 2025).
Klagen gab es auch beim Mobiliar darüber, dass ein gewisses Missverhältnis der Stühle zu den Tischen zu Rückenschmerzen führen würde. Teilweise war es im Spielsaal zu warm (nun scheint schon mal die Sonne…) und die meisten Klagen gab es natürlich von den Spielern über unzureichende Ergebnisse… (… aber das ist ein anderes Thema!). Rücktritte während des Turniers sind bei Krankheitsgründen und Notfällen unvermeidlich, dennoch stören sie den Turnierablauf erheblich. Letztendlich erfolgte der Startschuss in sechs Spielklassen für 75 TeilnehmerInnen, von denen 31 in den beiden Seniorenspielklassen antraten.
In der Meisterklasse kämpfen acht Recken in einem Rundenturnier um den Titel, die „Krone des Landesverbands“. Klare Favoriten waren aufgrund ihrer Wertungszahlen Taron Khachatryan (TuRa Harksheide, ELO 2241) und Tom Linus Bosselmann (Lübecker SV, ELO 2189). Beide gewinnen in der ersten und der zweiten Runde. In Runde 3 kämpfen sie gegeneinander, am Ende tragen sie ein Remis in ihre Partieformulare ein. In Runde 4 fahren beide wieder einen vollen Punkt ein aber in der fünften Runde verliert der Vereinskamerad des Co-Führenden Knut Kloerss (Lübecker SV, ELO 1875), ziemlich sang- und klanglos gegen Taron. Währenddessen gelingt es Stefan Kock (SG Glückstadt, ELO 2015), Tom Linus ein verdientes Remis abzunehmen. In Runde 6 gewinnen wieder beide. In der siebten Runde gewinnt Tom Linus recht schnell gegen Klaus-Günter Besenthal (Lübecker SV, ELO 2065). Damit steht Taron unter Druck. Möchte er ohne weitere Modalitäten den Titel, muss er gewinnen – aber er führt die schwarzen Steine und sein Gegner heißt Stefan Kock! … und so macht sich die Turnierleitung schon mal Gedanken, wie der Titel vergeben werden soll, wenn diese Partie remis endet. Aber Taron gewinnt einen Bauern und versucht, dieses „Plus“ in einem Turmendspiel zum Sieg zu nutzen. Weitere „Landwirte“ werden vom Brett genommen. Plötzlich steht Stefans h-Bauer auf der 7ten Reihe und die Partie droht tatsächlich ins Remis abzugleiten. Nach fast 5 Stunden Spielzeit reicht jedoch ein ungenauer Turmzug und mit Turm und zwei Bauern gegen Turm und einen Bauern findet Taron ein Manöver, das Stefan nötigt, ihm die Hand zur Aufgabe und zur Gratulation zu reichen. Dies war die vorletzte Partie der Landesmeisterschaft und der neue Landesmeister im Schach heißt Taron Khachatryan!
Der zweite Landesmeistertitel wird in der Seniorenklasse A ausgespielt. Zwar hat IM Sergej Salov (Lübecker SV) mit 2195 die höchste ELO-Zahl aber sechs weitere Spieler liegen mit einer Wertungszahl über 2000 und wollen seine Titelverteidigung verhindern. Nach fünf Runden liegen Sergej, Thomas Tönniges (SV Bad Schwartau, ELO 2048) und Hans-Werner Stark (Möllner SV, ELO 2112) mit je 3,5 Punkten gleichauf. Aber dann erschüttert eine Notfallmeldung Hans-Werner. Er muss dringend zu seiner Familie und das Turnier abbrechen. In der sechsten Runde spielt Jan Dreesen (Kieler SG, ELO 2138) gegen Sergej Remis, doch Thomas kann die Gunst der Stunde nicht nutzen, auch seine Partie gegen Professor Horst Mentlein (Lübecker SV, ELO 2031) endet unentschieden. Damit wird der Kampf um den Titel auch in dieser Spielklasse in der letzten Runde entschieden. Sergej und Thomas haben einen halben Punkt Vorsprung vor den Verfolgern. IM Sergej Salov trifft - wie er sagt - auf seinen (Vereins-)Chef Eckhard Stomprowski (Lübecker SV, ELO 1846). Jedoch entscheidend ist die Spielstärke und die spricht klar für Sergej, er fährt den vollen Punkt ein. Kann Thomas nachziehen? Er hat mit CM Wolfgang Krüger (Möllner SV, ELO 2083) einen spielstarken Gegner, der gewillt ist zu gewinnen und für aktives Spiel einen Bauern opfert. Den gewinnt Wolfgang zwar zurück aber dann versandet das Spiel zu einem Remis. Dadurch gelingt es Jan Dreesen mit einem Sieg gegen Hubert Wegemund (SK Norderstedt, ELO 2024) Thomas aufgrund der besseren Drittwertung (Anzahl der Siegpartien) noch vom Silberrang zu verdrängen. Landesmeister der Senioren ist aber erneut Sergej Salov!
Auch in der Seniorenklasse B geht es eng zu. Vor der letzten Runde liegen Michael Bielfeldt (SV Bad Schwartau, ELO 1828), Helmut Krause (Segeberger SF, ELO 1564) und Hartmut Gehl (Schleswiger SV, ELO 1910) mit 4 Punkten gleichauf an der Spitze. Hartmut remisiert gegen Jens-Peter Maly (Lübecker SV, ELO 1814), das bedeutet in der Endabrechnung den Bronzerang. Denn sowohl Michael als auch Helmut gewinnen ihre Partien. Und durch einen halben Punkt mehr in der Zweitwertung gewinnt Michael die „Goldmedaille“.
Noch enger geht es in der Vormeisterklasse zu. Vor der letzten Runde liegen sogar vier Spieler mit 4 Punkten gleichauf an der Spitze. Ihnen folgen drei Spieler mit 3,5 Punkten. Kein Wunder, dass hier noch besonders hart gekämpft wird. Aus dem Spitzenquartett treffen Stefan Kosanke (SC Agon Neumünster, ELO 1949) und Ben Jonas Frahm (Raisdorfer SG, ELO 1764) im direkten Duell aufeinander und diese Partie wird diejenige sein, die in der Schlussrunde am längsten laufen wird. Die Partien von Jason Kawena (Kieler SG, ELO 1877) gegen Oliver Kaeding (Lübecker SV, ELO 1870) und Hauke Rosenburg (SF Burg, ELO 1916) gegen Heiko Daum (Ratzburger SC Inselspringer, ELO 1841) enden irgendwann remis, sie werden in der Endwertung die Plätze zwei und drei belegen. Nach knapp über 5 Stunden Spielzeit gelingt es dann Stefan, Ben Jonas niederzuringen. So wird Stefan Kosanke mit einem halben Punkt Vorsprung Sieger der Vormeisterklasse.
In der Hauptturnierklasse erarbeitet sich Matthias Behrendt (SC Bobbyfischermensfriends NMS, ELO 1758) im Turnierverlauf nach und nach kleine Vorteile und führt vor der letzten Runde mit einem halben Punkt Vorsprung die Tabelle an. Auch in der letzten Runde lässt er nichts anbrennen, gewinnt seine Partie und seine Spielklasse mit 5,5 Punkten und einem vollen Punkt Vorsprung. Auf den Plätzen laufen Tim Eichler (SV Bad Oldesloe, ELO 1616), Walter Strangalies (Raisdorfer SG, ELO 1825) und Peer Lorenzen (MTV Leck, ELO 1686) mit je 4,5 Punkten ein.
In der Basisklasse kämpfen sieben Spieler im Rundensystem miteinander. Am Ende setzt sich Ingo Burmester (SC Inselspringer Ratzeburg, ELO 1420) mit 4,5 Punkten vor Henning Christiansen (SC Agon Neumünster, ELO 1663) und Björn Eichler (SV Bad Oldesloe, ELO 1054) mit jeweils 3,5 Punkten durch.
Die 79. Landeseinzelmeisterschaften des SVSH in der schönen Inselstadt Ratzeburg enden mit der Siegerehrung. Verbandspräsident Dirk Martens, Landesspielleiter Heiko Spaan und der Vorsitzende des gastgebenden Vereins Ratzeburger SC Inselspringer moderieren diese launig und effizient und überreichen Pokale, Urkunden und Preise. Abschließend gibt es zwei Präsentkörbe für die „Inselspringer“. Dirk Martens dankt dem Verein, stellvertretend Carsten Ramm, für die Austragung und persönlich Oliver Gätsch für die tägliche Betreuung des Bistros, ohne die ein solches Turnier nur schwer durchführbar wäre.
Wir sehen uns im nächsten Jahr hoffentlich zahlreich in Quickborn…